Chorkonzert „Dietrich Bonhoeffer - ein Liedoratorium“ - ein Rückblick
Mitte November 2023, nur noch wenige Tage bis zum Konzerttermin am 19. November. Unsere Aufregung steigt. Was haben wir uns da nur eingebrockt?!
Die Entscheidung für das Bonhoefferliedoratorium habe wir als Chor schon vor der Coronazeit getroffen. Die Noten waren da und dann ging ganz schnell nichts mehr. Das Projekt lag auf Eis.
2023, unser Chorleiter Ralf Diestelhorst erinnert uns an unsere Entscheidung von 2019. Inzwischen hat sich die Zusammensetzung des Chores verändert. Aber wir wollen es trotzdem angehen. Im Sommer beginnen wir mit den Proben. Zwar sind die Texte auf Deutsch, aber schnell merken wir, dass sie fremd bleiben, uns Zusammenhänge fehlen. Also schauen wir den Spielfilm „Bonhoeffer - die letzte Stufe“ und befassen uns ein bisschen mit Dietrich Bonhoeffers biographischem Hintergrund und der Zeitgeschichte. Wir merken, dass es ein wenig leichter wird. Dennoch ist vieles anspruchsvoll: mehrfache Taktwechsel mitten in einem Lied, ungewohnte Harmonien, Sprechgesänge, abrupte Stimmungswechsel zwischen zwei Liedern usw. Der Berg, den wir bis zum Konzerttermin erklimmen müssen, wird scheinbar immer höher und nicht kleiner.
Aber der Termin steht fest, die Plakate, Flyer und Programmhefte sind gedruckt, Ralf hat die Musikerinnen und Musiker organisiert, Thomas Thiele wird die Sprecherrolle übernehmen. Viele andere kümmern sich um den Aushang der Plakate, die Verteilung der Flyer, organisieren Podeste, sprechen im Familien- und Freundeskreis Menschen an, die beim Konzert unterstützen. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.
Außerdem gibt es da einen, der uns alle trägt. Unser Chorleiter Ralf motiviert bei jeder Probe neu, lässt sich eigene Bedenken nicht anmerken, verbreitet Zuversicht, singt für nahezu jedes Lied die Stimmen einzeln ein, damit wir zuhause üben können.
Niemand traut sich zu sagen, „Lasst es uns absagen.“
19. November, Konzerttermin, Matthias Nagel, der Komponist ist gekommen, Familienmitglieder von Dieter Stork, dem inzwischen verstorbenen Verfasser der Texte des Liedoratoriums.
Wir sind ein Gospelchor, ein Gemeindechor vor einer riesigen Aufgabe. Dennoch glaube nicht nur ich, „Wir sind ein christlicher Chor. Wir glauben an Wunder.“ Genau solch ein Wunder erleben wir alle an diesem Nachmittag, Chor, Orchester, Besucherinnen und Besucher. Wir singen, wir fühlen, wir trauen uns. Die von Thomas Thiele vorgetragenen Texte zwischen den Liedern stimmen uns auf das jeweils folgende ein, die Orchestermusik trägt uns durch die Stücke, Ralfs Dirigat leitet uns von Einsatz zu Einsatz. Die erlernten Stücke werden wirklich zu einer erzählend-dramatischen Komposition. Oratorium, der Begriff bezeichnete ursprünglich einen Gebetssaal. Gottes Geist weht, wo er will. Das erleben wir in diesen Stunden.
Und die Zuhörenden, wie ist ihre Reaktion?
Matthias Nagel ist positiv überrascht, Dieter Storks Angehörige tief berührt.
Eine ausführliche Rückmeldung eines Zuhörers lautete:
„Der Auftritt von "Xdelight" führte gemeinsam mit den Instrumenten zu einer Sternstunde der Musik.
Vertraute Zitate, Gebete, Texte und Lieder (…) erklingen in neuen Zusammenhängen und lassen die Gedanken Bonhoeffers neu durchdringen. Die Textbearbeitung von Dieter Stork für das Oratorium ist aus meiner Sicht außerordentlich gut gelungen.
Neue Akzente setzt die musikalische Bearbeitung von Matthias Nagel und bringt Bonhoeffer in der Kombination von Chor, Solo und Orchester ganz anders, intensiver zu Gehör als Studium oder Vorlesen der Texte allein es vermögen. Der Briefwechsel Bonhoeffers mit Maria von Wedemeyer war mir bisher kaum bekannt.
Thomas Thiele blieb konsequent in seiner Sprecherrolle, ruhig und distanziert. Das Gedicht "Wer bin ich" rezitierte er ohne sprachliche Schnörkel. Die Rezitation des Gedichtes fand ich klasse. Bei den Aspekten zur Biografie waren Pausen z.T. sehr lang und die Konsequenz des ruhigen Vortrags barg manchmal die Gefahr der Monotonie in sich. (…) Ich habe es genossen, Monika, Dich singen zu hören. Bei "Von guten Mächten" hätte die Strophe "Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet ...." gut Deinen Sologesang vertragen.“
Was bleibt? Tiefe Dankbarkeit, gestärktes Gemeinschaftsgefühl, Anfragen, ob wir es noch einmal zu Gehör bringen. Falls es dazu kommt, werden wir natürlich rechtzeitig darüber informieren.
Nach diesem besonderen halben Jahr liegt jetzt unser Schwerpunkt erst einmal wieder bei der Gospelmusik. Selbstverständlich haben wir auch genügend Stühle für neue Mitglieder in unserem tollen Chor. Herzliche Einladung, denn es gilt: „Der Tag ist gerettet! Ich habe heute Chor!“
Monika Pauck
Bei den Aufnahmen können Sie sich das Konzert noch einmal anhören.