
In einer meiner liebsten Karikaturen sitzen Charlie Brown und Snoopy auf einem Bootssteg und schauen auf den See. Charlie Brown sagt in seiner typischen, manchmal auch sehr melancholischen Art: „Eines Tages werden wir alle sterben, Snoopy.“ Und Snoopy, der sonst eigentlich gar nicht spricht, antwortet: „Stimmt. Aber an all den anderen Tagen werden wir es nicht.“
Ich weiß nicht, ob Charles M. Schulz, der Schöpfer der Peanuts, das beabsichtigt hat, aber für mich steckt in diesen Worten ganz viel von Karfreitag und Ostern. Die Tatsache des Todes ist unumstößlich. Das erfahren wir immer wieder in unserer Welt, manchmal ganz direkt und unmittelbar, wenn wir um einen lieben Menschen trauern. Und wir wissen, dass es uns selbst irgendwann auch treffen wird. Da müssen wir Charlie Brown uneingeschränkt recht geben. Wir verdrängen diese Tatsache gern. Oder wir haken das irgendwie ab und setzen uns nicht weiter damit auseinander. Und wenn wir uns doch damit beschäftigen, dann ist es eher unangenehm. Dann ist das wie Karfreitag, aber eben auch nur die halbe Geschichte.
Denn das andere stimmt ja auch: Bis zu unserem Tod, leben wir. An so viel mehr Tagen. Und jeden Tag kommt einer dazu. Wie viele das bisher schon sind müssten die meisten von uns erst einmal mühsam ausrechnen. Und diese Tage sind wichtig, darauf lenkt Snoopy in diesem Bild den Blick von Charlie Brown und auch von uns. Die Tage, die wir leben, die zählen wirklich. Damit lässt sich Tag für Tag etwas anfangen. Eine Gelegenheit, das Leben zu genießen. Und das bedeutet für mich auch Ostern. Wenn wir die Auferstehung Jesu feiern, dann feiern wir das Leben in seiner ganzen Fülle. Dann feiern wir, dass Gott sich dem Leben zuwendet und der Tod nicht das letzte Wort hat. Denn Jesus hat selbst gesagt: „Ich lebe und ihr sollt auch leben!“ Und genau das wollen wir tun, bis zu unserem vorletzten Tag.
Carsten Fiefstück