… und es hat „Zoom“ gemacht.

Oder:  Was macht X-delight eigentlich in Zeiten von Corona?

Wer hätte jemals gedacht, dass dieses kleine Wort aus einem alten Schlager von Klaus Lage aus den 80ern einmal so eine Bedeutung haben würde? Aber dazu später.

Während ich diese Zeilen schreibe, ist es ziemlich genau 1 Jahr her, dass uns Corona in Angst und Schrecken versetzte, und fortan unseren Alltag bestimmen sollte. Wir erinnern uns alle: Lockdown, Masken, Aerosole… . Über Nacht waren wir, die wir mit Trompete, Posaune oder mit Gesang Musik machen, große „Gefährder“. Nichts mehr mit „Alles was Odem hat lobe den Herrn“, sondern genau das Gegenteil. 

Die Chorarbeit wurde komplett ausgesetzt. Mit den Lockerungen wurde es dann langsam möglich, unter entsprechenden Abstandsregelungen wieder aktiv zu werden. Abstände, die wir unter freiem Himmel gut einhalten konnten. Und so verbrachten wir die Sommermonate singend auf dem Vorplatz des Gemeindehauses und haben versucht, unsere Stimmen irgendwie fit zu halten. Außerdem gab es nach der Zwangspause natürlich auch eine Menge Nachholbedarf an Austausch von Gesprächsstoff.

Irgendwann wurden dann die Tage kürzer und die Abende kühler. Aber die Regelungen blieben die gleichen. Draußen proben ging nicht mehr und das Gemeindehaus bzw. die Kirche waren zu klein um mit dem Chor unter Einhaltung der Abstände zu singen. Das bedeutete, entweder in Kleingruppen proben, oder eine Räumlichkeit finden, die Platz für den gesamten Chor bietet. Die zweite Lösung war mir lieber und ich bin froh, dass wir in Westkilver bei „Brünger`s Landwirtschaft“ diese Möglichkeit realisieren konnten. Die Familie Jürging ist uns dort sehr entgegen gekommen und hat uns ihre Scheune, in der sonst große Feiern wie Hochzeiten oder Betriebsfeste stattfinden, kostengünstig zur Verfügung gestellt. Viele der Chorleute haben es wahrgenommen in diesem wunderschönen Ambiente zu singen. Das Ende kam dann im November mit dem nächsten Lockdown und dem weiteren Verbot von Chorveranstaltungen. Seit dem gab es keine Chortreffen mehr.

In einer Umfrage der Creativen Kirche unter Chorleitenden haben über 30% geäußert, dass sie damit rechnen, dass ihre Chorarbeit nach Corona entweder an Mitgliedern stark reduziert, oder sogar gar nicht mehr aufgenommen wird. Wie erschreckend.

Wie aber einen Chor am Leben erhalten, der sich nicht mehr treffen darf?

Dank der heutigen Technik ist da doch einiges möglich. Und jetzt komme ich auf das kleine Wort aus dem Song von Klaus Lage zurück. Zoom! Zoom ist eine Plattform im Internet die es ermöglicht, viele Menschen in einem virtuellen Raum zusammenzubringen. Inzwischen werden so in Unternehmen und Institutionen fast ausschließlich Konferenzen und Meetings abgehalten. Auch einige Chöre nutzen dieses Medium um weiter zu singen. (Bild: X-delight bei einer seiner Zoom-Proben). Der Nachteil ist, dass es, bedingt durch technische Verzögerungen, nicht möglich ist, gemeinsam zu singen. Also so, dass man auch den anderen hört. Praktisch sieht es dann so aus: Ich spiele die Stücke auf dem Klavier und singe dazu. Die Chorleute hören das über ihre Geräte und singen einfach mit. Jeder in seiner eigenen Stimmlage, ohne die anderen zu hören oder von den anderen gehört zu werden. Zugegeben: Es ist nur eine mäßige Probenalternative. Aber es bietet die Möglichkeit, alte Stücke im Kopf zu behalten. Vor allem aber bekommt man dadurch, dass man die anderen beim Singen auf dem Bildschirm sieht, das Gefühl noch ein Chor zu sein. Und das in ganz entspannter Atmosphäre. Da sitzt dann schon mal der eine oder andere mit einer Flasche Bier oder einem Gläschen Wein gemütlich im Sofa bei der Zoom-Probe. Etwas, das ich mir als Chorleiter unter „normalen“ Umständen ja nun gar nicht vorstellen kann. Aber es gefällt mir.

Darüber hinaus gibt es durchaus auch Möglichkeiten, neue Songs einzustudieren. So verschicke ich Noten und Musikdateien, die ich vorher eingespielt bzw. eingesungen habe. Jedes Chormitglied bekommt dann die Datei in seiner Stimmlage und kann sich so im Eigenstudium das Material erarbeiten. Wenn man dann eine Datei mit einer anderen Stimmlage (z.B. Alt) aufruft, und seine eigene Stimmlage dazu singt (z.B. Sopran), dann klingt es zumindest schon zweistimmig.

All das sind keine wirklichen Alternativen zu einer normalen Chorprobe. Sie helfen aber vielleicht dabei, diese Zeit zu überstehen ohne zu den 30% zu gehören.

So freuen wir uns, wenn wir bald wieder unsere Stimme zum Lobe Gottes erheben können und mit Gesang einen Beitrag zu leisten, das Gemeindeleben in Dünne wieder neu erblühen zu lassen.

Ralf Diestelhorst