In den Medien ist es immer wieder zu lesen und zu hören: die Mitgliederzahlen der beiden großen Kirchen gehen immer weiter zurück. In diesem Jahr werden wir den Zeitpunkt erreichen, dass weniger als die Hälfte der Bevölkerung der Bundesrepublik Mitglied in der Kirche ist. Auch in Dünne ist das festzustellen. Lag zu Beginn der 90er Jahre die Anzahl der Gemeindeglieder noch deutlich über 3000, so nähern wir uns mittlerweile der Grenze von 2000 Gemeindegliedern. Das wird in den nächsten Jahren deutliche Auswirkungen auf unsere Kirchengemeinde haben, und zwar aus mehreren Gründen.
Trotz zurückgehender Mitgliederzahl haben sich die Kirchensteuereinnahmen in den vergangenen Jahren immer weiter erhöht. Das hatte seinen Grund in der guten wirtschaftlichen Situation unseres Landes. Weil die Einkommenssteuereinnahmen gestiegen sind, gab es auch mehr Kirchensteuern. Dies wird sich nun aber ändern. Für die nächsten Jahre wird mit einem deutlichen Rückgang der finanziellen Mittel in der evangelischen Kirche zu rechnen sein und somit auch in unserer Gemeinde.
Bereits stark zurückgegangen ist die Zahl der Theologiestudentinnen und -studenten. Als ich 1988 nach dem 1. Theologischen Examen mein Vikariat begonnen habe, tat ich das in Westfalen gemeinsam mit 120 anderen Kolleginnen und Kollegen. Heute sind es pro Jahr so um die 20. Es gibt also immer weniger Nachwuchs für die Pfarrstellen. Dieser soll aber möglichst gleichmäßig verteilt werden. Deshalb wird gegenwärtig berechnet, dass es pro 3000 Gemeindeglieder eine Pfarrstelle gibt. Ab 2025 wird die Grenze auf 4000 Gemeindeglieder angehoben und ab 2030 sollen es 5000 Gemeindeglieder sein. Die Pfarrerinnen und Pfarrer sollen dann in einem interprofessionellen Team eingebunden sein, das je nach Bedarf in den Gemeinden unterschiedlich besetzt sein kann (Gemeindepädagog*innen, Jugendreferent*innen, Kirchenmusiker*innen, Verwaltungskräfte, etc.). Nach dem Verteilungsschlüssel wird berechnet, wie viele Pfarrstellen es in einem Kirchenkreis insgesamt geben soll. Wird eine Pfarrstelle frei, der Kirchenkreis aber insgesamt mehr Stellen besetzt hat, als nach der Berechnung vorgesehen sind, dann erteilt die Landeskirche für die Besetzung dieser Stelle keine Freigabe.
Genau das spielt für unseren Kirchenkreis Herford und für unsere Gemeinde eine Rolle. Gegenwärtig gibt es in den Gemeinden insgesamt einen Überschuss von ca. 15 Pfarrstellen. Diese Anzahl muss in den nächsten Jahren abgebaut werden. Das bedeutet, dass bei jeder freiwerdenden Pfarrstelle genau geschaut werden muss, ob sie wieder besetzt wird oder nicht. Auch bei der Pfarrstelle hier in Dünne. Denn wenn in den nächsten 5 Jahren 20 - 25 Pfarrerinnen und Pfarrer bei uns in den Ruhestand gehen, dann werde ich hier in Dünne auch dazugehören. Und dann ist die Wiederbesetzung der Pfarrstelle äußerst unwahrscheinlich.
Aber wie soll das denn gehen, fragen Sie sich? Es ist ja trotzdem die Arbeit für einen Pfarrer oder eine Pfarrerin da. Es sind Gottesdienste zu halten, Beerdigungen vorzunehmen, Taufen und Trauungen ebenso. Die Jugendlichen sollen konfirmiert und die Seniorinnen und Senioren besucht werden. Und darüber hinaus gibt es noch eine Vielzahl von Dingen, die von einem Pfarrer oder einer Pfarrerin erledigt werden müssen. Da muss es irgendwie eine Lösung geben.
Das muss und das soll es auch, aber einfach wird es nicht. Uns ist im Presbyterium jedenfalls klar, dass es nicht allein gehen wird. Deshalb haben wir uns mit den Nachbargemeinden Stift Quernheim und Hagedorn getroffen, um über Wege der Zusammenarbeit ins Gespräch zu kommen. Wir wollen uns begegnen und kennenlernen. Wir wollen uns aufeinander zu bewegen. Wir wollen klären, welche Dinge gemeinsam gestaltet werden können. Wir wollen miteinander dafür sorgen, dass es in allen drei Gemeinden auch in zehn Jahren noch eine lebendige Gemeindearbeit gibt.
Dieser Prozess hat gerade erst angefangen. Es wird im Kirchenkreis auch darüber hinaus Beratungen geben. Und es bleibt abzuwarten, wie sich die Gesamtsituation weiter verändert. Selbst wenn Pfarrstellen eine Freigabe erhalten, wird es gar nicht so einfach sein, sie zu besetzen, weil es an Nachwuchs mangelt. Es gibt also auch reichlich Unbekannte, auf die wir keinen Einfluss haben.
Gelegenheit sich in den drei Gemeinden zu begegnen, wird es in diesem Jahr geben. Den Gottesdienst am Ostermontag werden wir gemeinsam in Stift Quernheim feiern, an Himmelfahrt sind wir alle in Randringhausen zu Gast und am Pfingstmontag begegnen wir uns im Pfarrgarten in Hagedorn.
Über alles weitere werden wir im Gemeindebrief und auf dieser Homepage auf dem Laufenden halten.
Carsten Fiefstück